Chronik Schwimmen
Vom Schwimmen an sich gibt es schon vor langer grauer Vorzeit Zeugnisse. Das reicht bis ins 9. – bis 4. Jahrtausend vor Christus zurück; da fand man in der Höhle der Schwimmer in der Nähe von Wadi Sora in Ägypten erste Funde dazu. Aus griechisch und römischer Zeit sind Schwimmlehrer und Hilfsmittel (Binsengürtel, luftgefüllte Schläuche oder Korkschwimmgürtel) bekannt. Bei den Römern entstanden erste große Schwimmbecken (Thermen). 1538 erschien von Nikolaus Wynmann das erste Schwimmlehrbuch mit dem Titel „Der Schwimmer oder ein Zwiegespräch über die Schwimmkunst“. Johann Christoph Friedrich Guts Muths begründete in seinem 1798 erschienen „kleinen Lehrbuch der Schwimmkunst zum Selbstunterricht“ eine systematische Schwimmausbildung.
Im Jahr 1774 gab es in Deutschland in Frankfurt a.M. die erste Badeanstalt; 1810 den ersten Schwimm-Unterricht; 1837 den ersten SchwimmVerein (die „Wasserfreunde“ in Berlin). 1872 gab es erste Wettkämpfe im Schwimmen in England; ab 1883 folgten die Deutschen mit ersten Titelkämpfen. Die Schwimmer schrieben sich 1896 in das Programm der Olympischen Spiele ein (obwohl noch nicht organisiert; das begann mit der Gründung des Weltschwimmverbandes FINA 1908 bei der Olympiade in London).
Von Goethe sind nicht nur seine vielen literarischen Werke bekannt sondern auch, dass er als Sportler sehr intensiv tätig war und zwar als Schwimmer, Bergsteiger, Langstreckengeher, Reiter, Schlittschuhläufer und Turner. Laut dem Abrechnungsbuch seines Dieners Seidel hat Goethe für seinen Badeanzug (eine leinwandne Weste und Hosen mit blauem Band) 10 Silbergroschen gezahlt. Aus der Jugend Goethes ist über den Dichter Wilhelm Heinse bekannt, dass er in ihm den „schönen Jungen, der vom Wirbel bis zur Zehe Genie, Kraft und Stärke ist“ sah. Dazu später noch ein paar Anmerkungen.
So weit zurück reicht die Geschichte des Schwimmens bei Z88 natürlich nicht.
1. Ist Z88 erst 1888 begründet worden und
2. Ist die Sportart Schwimmen als solche erst rund um die Einweihung der Schwimmhalle in der Clayallee in der Mitte der 60er Jahre mit der Gründung einer Schwimmabteilung bei Z88 etabliert worden.
Dem Sport Schwimmen hat man allerdings auch früher schon bei Z88 gefrönt. Evtl. ist das auch folgenden Überlegungen geschuldet, aus der heraus viele Familien ihre Kinder gerne in die Schwimmabteilung schickten.
- Das Schwimmen ist ein Sport, der in Regel nicht so überstrapaziert wie andere Sportarten (kaum je ist ein Schwimmer nach seinem Wettkampf japsend am Beckenrand gelegen, wie es bspw. doch öfter mal in der Leichtathletik passiert).
- Das Schwimmen ist keine Sportart, in der sich schwere Verletzungen ergeben und es schont in der Regel die Gelenke (es sei denn, man betreibt den Sport exzessiv)
- Das Schwimmen formt in der Regel knackige allround geformte Körper. Es macht Spaß, sich mitten unter Schwimmern aufzuhalten; Augenweiden ringsherum.
Mir liegt eine Schrift aus dem Jahr 1939 vor. Aus dieser geht hervor, dass eine Schwimmabteilung von Z88 in der Regel im Winter in der Halle auf dem Reichssportfeld schwamm. Ab Mitte Mai ging es dann ins Freiwasser. In der Regel in der Badeanstalt „Krumme Lanke“, die aber im Jahr 1939 ihre Pforten schloss. Anstelle dessen wurde wohl im großen offenen Becken im Olympiastadion (das man bequem mit dem Fahrrad erreichen könne) und in einem dann noch zu benennenden Bad geschwommen.
Nach dem Krieg lag das Thema Schwimmabteilung anscheinend im Argen, bis dann im Jahr 1964 eine Schwimmabteilung wieder gegründet wurde, die der BSV dann auch gleich mit aufgenommen hat. Gleichzeitig wurde an der Schwimmhalle in der Clayallee gebaut, die Mitte 66 eröffnet wurde. Hier gehen dann die Schriften auseinander, weil sie besagen, dass die Schwimmabteilung mit der Eröffnung der Halle Clayallee gegründet werden soll?!?
Man begann dann wohl mit zwei Stunden an zwei Tagen auf drei Bahnen dienstags und donnerstags, vor allem auch mit der Schwimmausbildung bei den Kindern. In Zehlendorf gab es damals wohl verhältnismäßig viele Nichtschwimmer, da in Zehlendorf ein Hallenbad bis dahin fehlte. Im Jahr 1966 begann die Schwimmabteilung mit ca. 100 Mitgliedern und man freute sich auf die neuen Badehosen und Badeanzüge. Auch heute noch zeigen unsere Schwimmer mit tollem Design in den Farben schwarz/gelb und etwas blau (fürs Wasser) Flagge bei den Wettkämpfen und auch sonst.
Übungsleiter Werner Strache mit seinen Schwimmern beim Wettkampf am 29.01.1967 um den vom Bezirksamt Zehlendorf gestifteten Pokal.
Die Abteilungsleiter bzw. auch die sportlichen Leiter waren verdiente Leute, die z.T. auch heute noch bei Z88 in aller Munde sind:
Der 1. war DR. Fricke mit Herrn Rogge und Herrn Nehaus.
Auch damals schon war es üblich, dass Ermahnungen abgegeben werden musste, mit den vorgefundenen Materialien pfleglich umzugehen. Auch mussten die Vereine einen „Ordnungsdienst“ abstellen, der gewährleistete, dass nur Vereinsschwimmer in die Halle kamen (was mal mehr und einige Male leider auch weniger gut klappte). Auch musste immer wieder gemahnt werden, dass die Kinder in der Halle nicht rennen, damit keine Unfälle passierten. Auch hier wurden dann hin und wieder Kinder vom Badepersonal der Halle verwiesen, weil sie sich nicht an diese Anordnung hielten.
Das ursprüngliche Abteilungslogo
Allmählich ging man dann auch zum „Leistungssport“ über und ging auf diverse Wettkämpfe mit dem einen oder anderen Achtungserfolg, mit dem man zeigen wollte, dass man nicht nur ein „Badeverein“ sei.
Im Jahr 66 ist dann auch schon unser Ehrenmitglied Editha Mirsch (die früher selber eine bekannte Schwimmerin war) im Übungsbetrieb eingespannt gewesen; auch Karin Spieß, deren Mann Wolfgang 1969 Jugendwart und dann später mal Abteilungsleiter Schwimmen wurde. Ab dem Jahr 67 gab es dann schon zwei Tage mehr Training und eine erste Vereinsmeisterschaft. In diesem Jahr war die Schwimmabteilung mit rund 450 Mitgliedern die mitgliederstärkste Abteilung im Verein. Auch begann das Wettkampfsystem etliche Schwimmer bei Z88 zu locken und man wurde erfolgreicher. Als Helfer wurden lobend neu die Familien Strache, Gerlach, Wende, Zentgraf und Reinsch erwähnt.
Damals war das Tragen von Vereinskleidung in angemeldeter Form PFLICHT und man wurde nur so zum Wettkampf zugelassen.
Man fuhr jetzt öfter zu Wettkämpfen außerhalb Berlins ins Bundesgebiet. Mit dem Ziel einer besseren „Schlagkraft“ wurde die SG Zehlendorf gegründet (Zusammenschluss Z88 und der VfL Zehlendorf); diese wurde leider aus verschiedenen Gründen Anfang der 70er Jahre wieder aufgegeben. Nach und nach wurden eigene Wettkämpfe (72 das 1. Nachwuchsschwimmfest; dieses wurde Anfang der 90er Jahre erst mangels Beteiligung, da es zu viele Wettkämpfe gab, eingestellt; den Sprintcup mit dem Namen unterschiedlicher Sponsoren gibt es bitte heute noch) veranstaltet oder große Wettkämpfe (wie Berliner Meisterschaften) für den BSV ausgerichtet. Allmählich gab es ein paar „bekannte Schwimmer“ unter den Z88ern: ohne jemand zu vernachlässigen seien hier Andreas Karolyi, Christian Trenner, Dagmar Grünbeck, Susanne Lorenz, Karin Matthias, Ulrike Stölting und die damals erfolgreichste Christine Schlaak genannt.
Christine Schlaak: Vereinssportlerin 1982, WM-Teilnehmerin
Christine war Mitglied der Jugendnationalmannschaft, nahm an den Europameisterschaften in Stockholm teil und nahm neben vielen weiteren wichtigen Wettkämpfen an den WM 1982 als 17jährige in Ecuador teil, wo sie mit der Freistilstaffel einen 4. Platz errang (Anm. der Redaktion: inzwischen schwimmen ihre Kinder bei Z88)
1977: Trainerin Roswitha Adlung mit ihrer Leistungsgruppe nach dem erfolgreichen Abschneiden in Bremerhaven
Im Jahr 1980 schloss sich der Z88 (die Truppe war doch zu klein und dadurch nicht schlagkräftig genug ) mit dem BSV 92 und der SG Schöneberg zur SGS Berlin zusammen. Diese Zusammenarbeit ergab eine schlagkräftige Gruppe mit etlichen Erfolgen. Trotzdem schied man im Jahr 1988 wegen organisatorischer Schwierigkeiten und mangelnder Kooperation in der SGS aus der Gemeinschaft aus.
Im Laufe der 80er Jahre wurde eine Talentsichtung in der Schwimmabteilung etabliert. Unter anderem soll hier auch Antje Buschschulte, die dann leider nach Hamburg verzog, durch unsere Talentsichtung gegangen sein (das muss im Jahr 1984 oder 85 gewesen sein).
Bekannte Namen in der Leitung der Schwimmabteilung incl. sportlicher Leitung sind nach den oben genannten die folgenden sich verdient gemachten Personen (es gibt allerdings noch viele weitere hier ungenannte; deren Nennung würde den Rahmen des vorgegebenen Umfanges sprengen):
Roswitha Adlung, Hans-Peter Römmling, Gertraud Karolyi, Karin und Wolfgang Spieß, Jo Briese, Christiana Steiner (sie führte als Cheftrainerin ein eisernes Regime und war später beim DSV Jugendsachbearbeiterin).
Die Geschichte der Schwimmabteilung von Z88 in den letzten 25 Jahren (1988 - 2013) ist eine Geschichte großer sportlicher Erfolge und herausragender Persönlichkeiten. Das Bewusstsein diesen nachzueifern ist bei unseren Schwimmern fest verankert und treibt sie täglich zu großartigen Leistungen in Training und Wettkampf. Die Schwimmabteilung von Z88 legt seit je her einen besonderen Wert auf ihre leistungssportliche Ausrichtung. Leistungssport zu leben und ihn als ein sinnstiftendes Lebensmodell zukünftigen Schwimmergenerationen zu vermitteln, ist unser Hauptanliegen.
Internationale Erfolge: Stefan Haß, 2-facher Junioren Europameister 1999
Sven Lodziewski, 3. Platz WM 2001 in Japan 4x100 Freistil Staffel
Nationale Erfolge: Deutscher Meister 4*50 Freistil Staffel 2001 (M.Diercks, S.Haß, R.ElMasri, S.Lodzieswki).
Aufstieg 2. Bundesliga Herren 1998 Erhalt bis 2010
Aufstieg 2. Bundesliga Damen 2009 Erhalt bis 2012
Hinzukommen diverse Titel und Erfolge bei Deutschen und Norddeutschen Meisterschaften
Persönlichkeiten: RafedElMasri, Olympiateilnehmer 2004, 2008, deutscher Rekordhalter 50m Freistil Antje Buschulte, Cornelia Bleul, Masters Weltmeisterin 200m Lagen, Linda Neumann, Weltrekord 400m Lagen der Gehörlosen
Die Erfolge der Schwimmabteilung sind eng verbunden mit dem Einsatz unseres Cheftrainers Roland Mütz. Erste Früchte seiner Arbeit konnten 1993 geerntet werden, als die 14-jährige Stefanie Jourdan bei einem renommierten internationalen Vergleichswettkampf für Z88 schwimmt und siegt. Hinzu können weitere Erfolge auf regionaler und nationaler Ebene eingefahren werden, bei denen zunehmend die Brüder Stefan und Adrian Haß eine große Rolle spielen. Unterstützung fanden die Aktiven in der Abteilungsleitung S. Standfuß, J. Behrendt, H. Hass, W. Maleika, H. Dettke, welche bis heute die größten sportlichen Erfolge der Schwimmabteilung hervorgebracht hat.
Unsere Schwimmer nehmen teil an Wettkämpfen in Berlin und im Bundesgebiet und wir veranstalten selbst Wettbewerbe wie „Swim & Run“ an der Krummen Lanke und den bundesweit renommierten „Sprint-Cup“ (bereits zum 41. Mal)
Sprint-Cup in der Sprung- und Schwimmhalle im Europapark, Landsberger Allee
Dass unsere Arbeit einem richtigen Weg folgt, zeigt der große Zuspruch der Zehlendorfer Grundschulen und der Schwimmsportinteressierten für unser konzeptionell neu ausgerichtetes Schwimmausbildungs- und Talentsichtungskonzept, das uns auch den Nachwuchs für unsere Leistungssportgruppen sichert.
Die Schwimmabteilung von Z88 gehört mit rund 500 Mitgliedern (sowie jährlich rund 100 Schüler der ersten Grundschulklasse!) zu den leistungsstärksten Schwimmvereinen in Berlin. Die derzeitige Abteilungsleitung liegt in den Händen von Dietrich Kruska und seinem Stellvertreter Markus Dürr.
Die Abteilungsleiter/innen seit 1966
Jahr |
Abteilungsleiter |
|
|
1966 - 1967 |
Fricke, Dr. Wilhelm |
1968 - 1969 |
Strache, Werner |
1970 - 1972 |
Michel, Fritz |
1973 |
Mirsch, Editha ? |
1974 |
Wende, Ernst |
1975 - 1980 |
Mirsch, Editha |
1981 - 1984 |
Spieß, Wolfgang |
1985 - 1988 |
Römmling, Hans-Peter |
1989 - 1995 |
Spieß, Wolfgang |
1996 - 1998 |
Standfuß, Stephan |
1999 - 2005 |
Behrendt, Jörg |
2006 |
Haß, Heike |
2007 |
Neubauer, Eckhardt |
02/2008 - 07/2010 |
Rieckmann, Mathis |
2010 |
Dürr, Markus |
2011 - 2014 |
Kruska, Dietrich |
2014 - 2015 |
Jens-Peter Schulze |
2015 - 2018 Philipp Dressel
2019 - Tanja Terk